Logo_Rhein-Neckar_1509

Die Badischen Binnendünen

Zusammen mit der Stadt Schwetzingen wird die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) die Konversionsfläche „Kilbourne Kaserne“ zu einem naturnahen Wohngebiet entwickeln. Dieses Projekt fügt sich nahtlos in eine Naturlandschaft ein, die besonderen Schutzes bedarf – den Badischen Binnendünen.

Was sind die Badischen Binnendünen?

Die Badischen Binnendünen entstanden nach der letzten Eiszeit vor ungefähr 10.000 Jahren in der nördlichen Oberrheinebene. Zu jener Zeit war der Rhein deutlich wasserreicher als heute und führte große Mengen Sand und Kies aus den Alpen mit, die in der Oberrheinebene zu enormen Schotterflächen abgelagert wurden.

Mit dem Ende der Eiszeit zog sich der Fluss in sein heutiges Bett sowie den angrenzenden Auen zurück. Weite Teile der Oberrheinebene fielen trocken und waren dem Wind ausgesetzt. Durch Verwehungen bildeten sich bis zu 20 Meter hohe Wanderdünen, die erst mit der aufkommenden Vegetation zum Stillstand kamen.

Noch bevor die Bodenbildung abgeschlossen war, so dass die Dünen durch eine geschlossene Bewaldung stabilisiert werden konnten, griff der Mensch in Form von Rodung, Land- und insbesondere Weidewirtschaft in die Natur ein. In der Folge wurden Sandflächen erneut offengelegt, der Boden erodierte, und Verwehungen türmten die Badischen Binnendünen auf.

Die Badischen Binnendünen sind eine seltene und schützenswerte Naturlandschaft. Foto: Michael Linnenbach, CC BY-SA 3.0.

Ein einzigartiges Biotop

Die menschlichen Eingriffe verstärkten sich im Mittelalter und gipfelten mit der Industrialisierung, deren Energiebedarf anfangs durch Holz abgedeckt wurde. Die Verbreitung der Binnendünen wuchs an, und sie entwickelten sich zu einem einzigartigen Biotop. Bis heute sind sie durch nährstoffarme Böden und einer spärlichen, hochgradig spezialisierten Pflanzenwelt geprägt. Der Mangel an Böden wegen der lückenhaften Pflanzendecke führt zudem zur Trockenheit sowie zu erheblichen Temperaturunterschieden im Tagesverlauf.

Ende des 19. Jahrhunderts begannen Maßnahmen zur Wiederaufforstung und die Bedeutung der Weidewirtschaft nahm ab. Zusammen mit dem verstärkten Spargelanbau und der Ausdehnung der Städte wurden die Rahmenbedingungen für den Erhalt der Binnendünen deutlich verschlechtert.

Insbesondere die Offenen Binnendünen sind inzwischen stark gefährdet. In Baden-Württemberg betrug 2007 die gemeldete Gesamtfläche des Biotops „Binnendüne mit Heide“ gerade einmal 3,1 Hektar. Somit ist dieser bedeutsame Lebensraum in der Roten Liste der Biotoptypen Baden-Württembergs als „sehr gefährdet“ ausgewiesen.

Die „Kilbourne Kaserne“ liegt inmitten des Dossenwaldes, wo die seltenen Badischen Binnendünen zu finden sind.

Der Schwetzinger Sand

In Schwetzingen sind sowohl die Offenen Binnendünen und Zwergstrauchheiden zu finden, als auch Kiefernwälder mit lockeren Sandböden. Die Konversionsfläche „Kilbourne Kaserne“ grenzt beispielsweise an das Natur- und Landschaftsschutz­gebiet Hirschacker und Dossenwald, das als intaktes Binnendünen-Biotop gilt. Der Grund für den guten Zustand der Binnendünen im Dossenwald liegt in seiner früheren Nutzung als Übungsplatz der US-Streitkräfte. Der Einsatz schweren Geräts half dabei, intakte Erosionsflächen inmitten des Waldes zu erhalten.

Im Dosenwald – dem bedeutsamsten Flugsandgebiet Baden-Württembergs – ent­fallen 128 Hektar auf das Naturschutzgebiet und 52 Hektar auf das Landschafts­schutzgebiet. Neben seiner Ausweisung als Schutzgebiet ist der Dossenwald auch ein Teil des Nationalen Naturerbes des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) und ein Fauna-Flora-Habitat im Rahmen des Netzwerks „Natura 2000“ der Europäischen Union.

Die Badischen Binnendünen sind sowohl eine faszinierende Naturlandschaft, als auch ein erheblicher Imageträger für die Stadt Schwetzingen. Die Konversions­fläche „Kilbourne Kaserne“, die inmitten dieser Landschaft liegt, wird im Zuge der Zusammenarbeit zwischen der Stadt und der BImA zu einem naturnahen, nachhaltigen Wohngebiet nach dem neuesten Stand der Technik entwickelt. Unter dem Motto „Leben in der Natur – Leben mit der Natur“ wird darüber hinaus ein Beitrag zum Erhalt der Binnendünen geleistet, indem sie noch stärker als schützenswertes Naturphänomen und Nacherholungsgebiet bekannt werden.