Konversion in Schwetzingen: Chance und Herausforderung
Noch nie wurden in Deutschland so umfangreiche ehemalige Militärflächen inmitten einer Metropolregion in so kurzer Zeit an die Bundesrepublik zurückgegeben wie bei der Konversion Rhein-Neckar. Zu diesem Ergebnis kommt eine Konversionsstudie der Stadt Schwetzingen, die außerdem die Herausforderungen und Chancen der Überführung ehemaliger Militärflächen in eine zivile Nutzung skizziert.
Konversion in Schwetzingen
Insgesamt werden ungefähr 700 Hektar aus der militärischen Nutzung der US-Streitkräfte entlassen. 41 Hektar davon entfallen auf die Schwetzinger Konversionsflächen „Kilbourne Kaserne“ und „Tompkins Barracks“. Hinzu kommt ein 112 Hektar großer Übungsplatz, der sich ebenfalls zum Teil auf dem Stadtgebiet Schwetzingens in der Nähe des Stadtteils Hirschacker befindet.
Die Übertragung der „Kilbourne Kaserne“ an ihren neuen Besitzer, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), erfolgte am 23. Mai 2012 mit einer feierlichen Schlüsselübergabe. Anschließend wurde ein Kooperationsvertrag zwischen dem Schwetzinger Oberbürgermeister René Pöltl und Susanne Dübon, der Leiterin des Portfoliomanagements der BImA, unterzeichnet. Dieser Vertrag bildet die Grundlage für die partnerschaftliche Entwicklung der Konversionsflächen in Schwetzingen.
Die „Tompkins Barracks“ sind im Oktober 2012 geräumt worden.

Die Schwetzinger Konversionsflächen aus der Luft
Chance und Herausforderung
Laut Oberbürgermeister Pöltl bietet die Erschließung der beiden Konversionsflächen eine historische Chance für Schwetzingen, dem akuten Flächenmangel der Stadt zu begegnen und die Abwanderung in die Nachbargemeinden zu stoppen. Bei der konkreten Planung gilt es insbesondere, die unmittelbare Umgebung, bestehend aus Kleingärten, landwirtschaftlichen Flächen, dem Wohngebiet Hirschacker sowie dem Natur- und Landschaftsschutzgebiet Hirschacker und Dossenwald, bestmöglich zu integrieren.
Ein erster Schritt zur Bewältigung dieser Herausforderung ist die geplante Renaturierung des Übungsplatzes, der landschaftlich von den seltenen Badischen Binnendünen geprägt ist und zum Nationalen Naturerbe (NABU) gehört. Die Frage der Verkehrsanbindung der beiden Kasernengelände ist hingegen durch die Bundesstraße 535 (B535) bereits teilweise gelöst, da sie in unmittelbarer Nähe verläuft und – erst Ende 2010 fertiggestellt – in einem guten Zustand ist.
Was sind die nächsten Schritte?
Eine wichtige Herausforderung bei der Entwicklung der „Kilbourne Kaserne“ sind Belange des Naturschutzes: Die Fläche liegt in unmittelbarer Nachbarschaft des Schutzgebiets Hirschacker und Dossenwald. Zentral für die Konversionspläne wird außerdem die Anbindung an den geplanten S-Bahn Haltepunkt Hirschacker sein. Dafür müssen im Vorfeld die Naturverträglichkeit geprüft und gegebenenfalls Ausgleichsflächen für den Naturschutz zur Verfügung gestellt werden.
Die „Tompkins Barracks“ stellen Schwetzingen und die BImA vor andere Herausforderungen. Hier ist teilweise hochwertiger, historischer Gebäudebestand vorhanden. Es ist aber auch mit Altlasten in noch unbekanntem Umfang zu rechnen. Die enorme Fläche des Areals von 355.297m² lässt eine einheitliche Entwicklung kaum zu, so dass laut der städtischen Konversionsstudie eine Mischnutzung sinnvoll erscheint.
Ob aber ein Schulungszentrum, ein Gewerbegebiet, ein Freizeitpark, alles zusammen oder etwas ganz anderes entstehen soll, wird von den Untersuchungen vor Ort und von dem Willen der Bürger abhängen. Sie konnten sich bereits am 7. Juli 2012 beim Tag der offenen Tür die „Kilbourne Kaserne“ zum ersten Mal seit sechzig Jahren aus der Nähe anschauen und werden auch zukünftig über die Planung informiert und daran beteiligt.

