Konversion in Mannheim
In Mannheim stehen 510 ha an bisher militärisch genutzten Liegenschaften zur Verfügung, die bis spätestens 2015 vollständig geräumt werden sollen. Die Rückgabe dieser Flächen an die Bundesrepublik Deutschland stellt die Stadt Mannheim vor große Herausforderungen, gleichzeitig eröffnet der Transformationsprozess aber auch enormes Potenzial für die moderne Stadtentwicklung.
Die Liegenschaften
In Mannheim werden neun militärische Einzelstandorte der US-Streitkräfte in den Stadtteilen Sandhofen, Käfertal, Vogelstang, Feudenheim und Seckenheim zurückgegeben. 91,8 Prozent der Flächen gehen nach Rückgabe durch die US-Streitkräfte an die Bundesrepublik Deutschland. Verwaltet werden sie von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Der Stadt Mannheim gehören rund 39 Hektar, das sind etwa 7,7 Prozent der Gesamtfläche. Ein geringer Teil von 0,5 Prozent geht an private Eigentümer zurück. Durch die zurückgegebenen Liegenschaften werden Potenziale für Gewerbe, Wohnen, Naherholung und Infrastruktur erwartet.
Mit dem 88 Hektar großen und 220 Gebäude umfassenden Benjamin Franklin Village (BFV) wurde am 29. Mai 2013 in Mannheim eines der größten geschlossenen Wohngebiete der US-Streitkräfte in Europa zurückgegeben. Im Vorfeld wurden Ende 2012 bereits Teilflächen der BFV an die BImA übergeben. Die Verwaltung der Liegenschaft BFV liegt damit - nach der bereits erfolgten Rückgabe der Offizierssiedlung und BFV-Süd - komplett bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben BImA.
Die aktuelle Rückgabe schließt die im Norden der BFV liegende, 44 Hektar große, „Sullivan Barracks“ ein. Ebenfalls bereits an die BImA übergeben wurden die Liegenschaften „STEM Kaserne“ (4 ha) „Taylor Barracks“ (46 ha) sowie die „Hammonds Barracks“ (7 ha). In einer weiteren Phase sollen bis spätestens 2015 die „Spinelli Baracks“ (82 ha) , „Funari Barracks“ (11 ha) und die „Coleman Barracks“ (216 ha) zurückgegeben werden.

In Mannheim werden neun militärische Einzelstandorte der US-Streitkräfte aus der militärischen Nutzung entlassen.
Potenziale für die Stadt Mannheim
Die ersten Konzepte zur nachhaltigen zivilen Nutzung der ehemaligen Militärflächen wurden in Mannheim bereits 1990 formuliert. Die damals angestellten Überlegungen gelten nach wie vor und wurden im Laufe der Jahre weiterentwickelt. Zur Verbesserung des Erholungswertes und der stadtklimatischen Verhältnisse sollen Grünflächen erschlossen werden. Daneben sind zusammenhängende Gewerbeflächen geplant, die die Attraktivität des Standorts für Wirtschaftsunternehmen deutlich erhöhen.
Die Situation auf dem Wohnungsmarkt hat sich seit 1990 deutlich verändert. Es gibt einen großen Bedarf an hochwertigen und zugleich bezahlbaren Wohnungen. Der Flächenzuwachs bietet optimale Gelegenheit diese Nachfrage mit innovativen Ansätzen zu bedienen. Zukunftsthemen wie ökologisches Bauen und Wohnen, nachhaltige Energie- und Verkehrskonzepte, neue Wohnformen, Leben und Arbeiten an einem Ort, der weitere Ausbau der Stadt als Bildungs- und Wissenschaftsstandort oder die Einrichtung von mehr Berufsschul-, Sport- und Freizeitzentren sind Anregungen, die in diesem Zusammenhang rege mit Bürgerinnen und Bürgern sowie regionalen und überregionalen Experten diskutiert und konkretisiert werden.

Die Rückgabe der Liegenschaften durch die amerikanischen Streitkräfte eröffnet großes Potenzial für eine moderne Stadtentwicklung in Mannheim. Hier die "Hammonds Barracks", Foto: Kay Sommer
Konversion mit Bürgerbeteiligung
Die Stadt Mannheim setzt bei der Umwandlung ehemals militärisch genutzter Flächen auf Interaktion mit ihren Bürgerinnen und Bürgern. Das Ziel ist, möglichst viele Ideen zu sammeln, zu bündeln und auf ihre Durchsetzbarkeit zu überprüfen. Dabei sollen sämtliche Interessen berücksichtigt und finanzielle und infrastrukturelle Risiken abgewogen werden.
Im Februar 2012 konnte in Mannheim nach einer erfolgreichen ersten Phase der Ideensammlung das Weißbuch "Konversion und Bürgerbeteiligung in Mannheim" herausgegeben werden. Zusätzlich wurden vom Gemeinderat beschlossene Eckpunkte veröffentlicht, die als Grundlage für den weiteren Prozess dienen. Hieraus ergaben sich wiederum fünf Marken zu verschiedenen Themen der Stadtentwicklung, zu denen in Arbeitsgruppen und Bürgerplattformen diskutiert wird, wie diese auf den einzelnen Konversionsflächen gefördert und umgesetzt werden können.
Die Konversionsflächen sollen am Ende des Prozesses neue Möglichkeiten bieten und gleichzeitig mit dem bisherigen Stadtkonzept Einklang stehen.
Im Februar 2013 veröffentlichte die Stadt Mannheim das zweite Weißbuch. In diesem sind die vorherigen Eckpunkte präzisiert und aktuelle Entwicklungen festgehalten. Neben der Idee einer Bundesgartenschau, die auf ihre Machbarkeit hin überprüft wurde, ist sind der Ankauf der „Turley Barracks“ durch die Projektentwicklungsgesellschaft MWSP und die ersten Nutzungskonzepte für die übrigen Konversionsflächen, das Kernstück des Weißbuch II.